Hund und Besitzer: Ähnlichkeit nur Zufall?

Mit der Zeit werden Besitzer ihren Hunden immer ähnlicher. Oder ist es doch anders herum? Dieser Frage wollen wir heute nachgehen. 

Gegensätze ziehen sich an. Doch ist das wirklich so? Selbst in der menschlichen Partnerschaftsforschung ist diese Lebensweisheit schon an einigen Stellen über den Haufen geworfen worden. Mag der Reiz des Fremden seine Verlockungen haben, so stellt sich im Zusammenleben doch oft heraus, dass die eine oder andere Gemeinsamkeit vielleicht doch gar nicht so schlecht ist. Denn „Wie der Herr, so`s Gescherr“ ist eine genauso althergebrachte Weisheit und funktioniert im alltäglichen Leben meistens besser.

Ob das für Hunde und ihre Halter auch gilt, sehen wir uns in diesem Artikel mal genauer an.

 

Warum sehen Hunde wie ihre Besitzer aus?

Hundebesitzer sehen aus wie ihre Hunde? Mit dieser Frage haben sich Wissenschaftler aus den USA beschäftigt und dazu 2004 eine Studie durchgeführt1. Darin enthalten war auch die Frage, ob Hundebesitzer ganz bewusst ihre Augen einsetzen, um eine bestimmte Rasse zu wählen, die zu ihrem Aussehen passt. Oder ob die Ähnlichkeit zwischen Hund und Herrchen mit der Zeit immer größer wird, nach dem Prinzip: Je länger die Beziehung zwischen Hund und Hundehalter andauert, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich beide auch optisch immer mehr annähern.  

Um eine Antwort auf diese Fragen zu enthalten, machten Fotografen Bilder von 45 Hunden und deren Haltern. Diese wurden Personen gezeigt, die bei einem Auswahlverfahren aus zwei Möglichkeiten das Bild wählen sollten, das zu dem entsprechenden Herrchen gehörte.  

Tatsächlich konnten die Forscher nachweisen, dass Hundebesitzer Rassen oder Mischlinge bevorzugen, die eine optische Ähnlichkeit mit ihnen selbst aufweisen. Die Gemeinsamkeiten bei Mimik und Optik waren für die Testpersonen, die die richtigen Paare ausgewählt hatten, jedoch schwer zu beschreiben. Drahtiger Dauerläufer und Windhund? Putziger Pudel und lockige Frisur? Oder süßer Spaniel und herziges Herrchen? Ganz so einfach scheint es auf den ersten Blick nicht zu sein. Die Realität ist ein gutes Stück entfernt von der klischeehaften Annahme klarer optischer Gemeinsamkeiten bei Paaren wie Collien und ihrem Collie oder Reiner und seinem Retriever.

Und was die allmähliche Annäherung des äußeren Erscheinungsbilds innerhalb einer Hunde-Mensch-Beziehung angeht: In diesem Punkt konnten die US-Forscher aufgrund der Studienergebnisse keine signifikanten Hinweise feststellen. Sie vermuten, dass Hundehalter bei der Auswahl ihrer Fellnase auf ein bestimmtes Merkmal achten, das ihnen ähnelt. Das trifft vor allem auf Rassehunde zu – denn die Entscheidung für einen reinrassigen Begleiter statt für einen Mischling ist häufig geleitet vom optischen Eindruck. 

 

Charakterliche Ähnlichkeit zwischen Hund und Besitzer

Wie das Frauchen so der Hund oder wie der Hund so das Herrchen – inwieweit stimmt die Annahme, dass es charakterliche Ähnlichkeiten zwischen Hunden und ihren Besitzern gibt? Oder sind eventuelle Ähnlichkeiten einfach nur Zufall? Diesem Thema hat sich eine US-amerikanische Studie von 20192 gewidmet, die sich statt mit dem Aussehen mit den Eigenschaften von Hunden und den dazugehörigen Menschen beschäftigt hat. Die großangelegte Forschungsarbeit fand Hinweise, dass sich menschliche Persönlichkeitsmerkmale auf die psychologischen Eigenschaften des Tieres übertragen können. Das bedeutet: Hunde ähneln ihren Besitzern oder werden ihren Haltern im Laufe der Zeit immer ähnlicher.

Die Ergebnisse zeigen, dass beispielsweise menschliche Extrovertiertheit einen Zusammenhang mit der tierischen Aktivität des Vierbeiners hat. Menschen, die sich als entspannt beschreiben,  seien dagegen eher im Doppelpack mit zutraulichen und wenig ängstlichen Haustieren unterwegs. 

In jedem Fall zeigt sich die Persönlichkeit und die Mimik eines Hundes in der Studie dynamisch, entwickelt sich weiter und verändert sich während der gemeinsamen Lebenszeit. 

Dass Umfeld und Lebensstil einen großen Einfluss auf die Charakterbildung und das Verhalten haben, konnten Psychologen längst herausfinden. Doch diese Erkenntnis scheint nicht nur exklusiv für uns Menschen zu gelten. Weiter noch, menschliches Befinden überträgt sich auf die tierischen Begleiter, mit denen Alltag und Leben geteilt werden. Eine wichtige Erkenntnis, die sicher positive Auswirkungen auf die Bindung zwischen Mensch und Haustier haben kann, wenn sie einem denn bewusst ist.

Ein weiteres Ergebnis der Studie: Hundebesitzer ähneln ihren Hunden, zumindest bei sehr engen Beziehungen zwischen Hund und Herrchen oder Frauchen. In diesem Fall erscheint es plausibel, dass sich persönliche Eigenschaften des Vierbeiners auf den Halter übertragen. Das zeigt sich vor allem an der Auswahl der Spiele und sonstiger Freizeitaktivitäten. Ob die Beziehung zwischen Mensch und Tier grundsätzlich besser ist, wenn sich die Persönlichkeiten der beiden ähneln, ließ sich bis jetzt noch nicht eindeutig nachweisen.

 

Also: Es gibt keinen Grund zur Verzweiflung, falls sich das eigene Haupthaar einfach nicht so locken lässt wie das eines Pudels – oder das eigene Gesicht trotz aller Übung nicht im Ansatz an den originalen Blick eines Hundes herankommen will. Mensch und Hund im Doppelpack können sich zumindest persönlich sehr ähnlich sein, auch wenn es nicht direkt sichtbar ist. Gleich und gleich gesellt sich eben gern! Und eine emotionale Verbindung geht vielleicht sogar tiefer als der nächste Partnerlook von der Stange. Oder nicht?

 

1 Roy, M. M. & Christenfeld, N. J. S. (2004). Do Dogs Resemble Their Owners?, Psychological Science, 15(5), 361-3. https://doi/10.1111/j.0956-7976.2004.00684.x

2 Chopik, W. J. & Weaver, J. R. (2019). Old dog, new tricks: Age differences in dog personality traits, associations with human personality traits, and links to important outcomes, Journal of Research in Personality, 79, 94-108, https://doi.org/10.1016/j.jrp.2019.01.005